WHITEPAPER
Von Dr. Jakob Bierwagen, AHF analysentechnik AG
Messungen von Dr. Ahmed El-Khatib, BAM Berlin
Ausgangslage
In der Spuren- und Ultraspurenanalytik werden Proben in der Regel mit anorganischen Säuren aufgeschlossen. Häufig erfolgt der Aufschluss auch in Kombination mit oxidativen Prozessen mit Hilfe von H₂O₂ oder Königswasser, um sie anschließend zu analysieren (meist massenspektrometrisch mit Hilfe eines ICP-MS Gerätes, früher auch mithilfe Emissionsspektroskopie via ICP-OES).
Für diesen Prozess des Probenaufschlusses ist es entscheidend, keine Verunreinigungen in die Probe während der Probenpräparation einzuschleppen. Dies gilt in zunehmendem Maße für sehr kleine Probenvolumina, in denen sehr geringe Verunreinigungen nachgewiesen werden sollen. Voraussetzungen dafür sind möglichst saubere Chemikalien und Gefäße. Hierfür bietet die chemische Industrie Säuren in verschiedenen Reinheitsstufen an, angefangen von „Industrial Grade“, die kaum für Laboranwendungen verwendbar sind, bis hin zu „ultrareinen“ Säuren mit weniger als 10 ng/L Verunreinigung für die meisten Elemente. Diese Säuren sind zwar sehr sauber, haben aber in dieser Form mehrere Nachteile:
- Die Reinheit kann nur im ungeöffneten Zustand garantiert werden, sodass es im Verlauf der Verwendung zur Kontamination der Säure kommen kann.
- Während der Lagerung können die Säuren aus den Gefäßwänden, in denen sie lagern, Ionen lösen, daher haben sie nur eine beschränkte „Haltbarkeit“.
- Die Säuren sind sehr teuer. Während Standard „Trace Metal Grade“-Säuren (<1 ppb) bis 150 € / Liter kosten, sind die „ultrareinen“ (< 10 ppt) Säuren mit ca. 1.200 € / Liter, ca. achtmal so teuer.
Daher gibt es das Bestreben, diese ultrareinen Säuren durch spezielle Destillation (Subboiling) direkt im Labor herzustellen. Die wesentlichen Nachteile der kommerziell erhältlichen ultrareinen Säuren können hiermit umgangen werden:
- Die Säuren können kontinuierlich zu jeder Zeit frisch destilliert werden.
- Die Menge kann bedarfsgerecht hergestellt werden.
- Die Kosten der Säuren entsprechen nach kurzer Laufzeit im Wesentlichen nur den Kosten der Ausgangssäure. Die Energiekosten fallen kaum ins Gewicht und die Anschaffungskosten des Gerätes haben sich nach der Herstellung von 5–6 Litern Säure amortisiert.
- Durch Mehrfach-Destillation / Kaskadendestillation kann eine höhere Reinheit der Säuren erreicht werden als kommerziell erhältlich.
Das Säurereinigungsgerät APS-2000
Für diesen Säurereinigungsprozess bietet AHF analysentechnik das „APS-2000“-Gerät an, eine Art Destillationsanlage, deren medienberührende Komponenten ausschließlich aus den hochreinen Kunststoffen PFA und PTFE bestehen. Die Heizvorrichtung besteht aus einer nicht korrodierenden, PFA-beschichteten Graphitheizplatte. Hierdurch kann die Temperatur genau eingestellt und kontrolliert werden, sodass eine gleichförmige Destillation unterhalb des Siedepunkts gesichert werden kann. Außerdem wird durch die auch äußerlich vollkommen metallfreie Konstruktion eine Kontamination durch Korrosion – auch durch die in der Laborluft vorhandenen aggressiven Dämpfe – ausgeschlossen, sodass die Geräte für den Einsatz in Reinräumen geeignet sind.
Projektbeschreibung
Die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) in Berlin wurde von der AHF analysentechnik mit der Untersuchung beauftragt, inwieweit das APS-2000 für die Aufreinigung von Säuren mit einer Subboiling-Destillation geeignet ist.
Hierbei sollte untersucht werden, wie lange und mit welchen Verfahren das Gerät vorgereinigt werden muss und welche Blindwerte anschließend erreicht werden können. Auch die Destillationsleistung bei verschiedenen Temperaturen sollte untersucht werden. Diese Werte sollten dann mit hochreinen Säuren aus anderen bei der BAM vorhandenen Anlagen sowie den Spezifikationen der kommerziell erhältlichen ultrareinen Säure verglichen werden.
Vorgehen
- Das APS-2000 wurde, wie im Handbuch beschrieben, vorgereinigt.
- Mit dem APS-2000 wurde HNO₃ (Trace Metal Grade – tmg, konz.) mehrfach (mindestens 3x)
1L Säure subboiled und das „Destillat“ wieder in den Vorratsbehälter eingefüllt. Anschließend wurde das APS-2000 erneut mit frischer HNO₃ (p.a., konz.) gefüllt. - Die p.a. Säure wurde vor und nach Destillation mittels ICP-MS analysiert.
- Als Referenz wurde eine frisch geöffnete Flasche High Purity Grade-Säure (Verunreinigung 10 ng/L) mittels ICP-MS analysiert.
- Die Punkte 3 und 4 wurden 2x wiederholt, um die Reproduzierbarkeit zu untersuchen.
- Die Proben wurden gravimetrisch in einem ISO 6 Reinraum abgemessen. Dafür wurde ein unbenutzter, zuvor mehrfach in Reinstsäure ausgekochter, 15 ml PFA-Behälter verwendet. In diesen wurden 14 ml Probe transferiert und bei 120°C zur Trockenheit eingedampft. Der verbliebene Rest wurde in 2 ml 2%iger HNO₃ (Ultra Pure) gelöst und anschließend am ICP-MS gemessen.
- Diese Prozedur wurde mit Salzsäure wiederholt.
Messergebnisse
Die Tabelle mit den Messergebnissen finden Sie in der PDF-Version des Whitepaper:
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Diskussion
Die Reinheit der Säure liegt am unteren Ende der Nachweisgrenze des verwendeten ICP-MS Gerätes, insbesondere bei selteneren Elementen stößt man an eine Grenze, die bei schon sehr geringen Fluktuationen während der Messung zu starken Schwankungen führt, wodurch das LOD (Limit of Detection) teilweise höher ausfällt als der Blankwert. Als Konsequenz kann hier nur eine obere Grenze der Verunreinigung angegeben werden als ein exakter Wert. An ubiquitären Elementen wie Fe, Cu, Na und K erkennt man aber die sehr gute Reinigungsleistung des Gerätes – auch schon bei singulärer Destillation.
Es ist davon auszugehen, dass das Gerät bei längerer Verwendung und/oder Kaskadendestillation mit einem zweiten Gerät noch sauberere Säure liefern kann. Dies lässt sich aber mit den gegebenen Messbedingungen, trotz größter Sorgfalt kaum messen, da man vom Blank und der Reinheit des Labors abhängig ist. Teilweise sind die nachgewiesenen Konzentrationen unterhalb des Blankwertes (2%iger HNO₃) und dem instrumentell bedingten LOD.
Des Weiteren ist zu beachten, dass aus technischen Gründen das Gerät im Reinraum (entspricht ISO 7) und nicht Reinraum (entspricht ISO 6) des Labors untergebracht war. Tendenziell kann davon ausgegangen werden, dass das APS-2000 noch bessere Werte liefern kann. Die angegebenen Werte entsprechen der oberen Grenze.
Schlussfolgerung
Das APS-2000 ist in der Lage Säure zu produzieren, die auch den höchsten Ansprüchen genügt und vergleichbar sauber ist wie die sehr teure kommerziell erhältliche ultrareine Säure. Der Aufreinigungsfaktor für die meisten Elemente liegt bei >100, bei ubiquitären Elementen wie Eisen oder Zink deutlich darüber, sodass schon mit einer Destillation eine herausragende Reinheit der Säure erzeugt werden kann. Dies gilt sowohl für HCl als auch für HNO₃ und kann für Flusssäure auch angenommen werden. Ein Vergleich mit der Subboiling-Anlage bei der BAM zeigt, dass das APS-2000 im Reinraum (entspricht ISO 7) der Labore mindestens so gut ist, wie die 2-stufige Destillationsanlage im Reinraum (entspricht ISO 6) der Labore, die dort seit Jahren schon im Einsatz ist und entsprechend ausgelaugt ist.
Danksagung
Wir danken dem Fachbereich 1.1 Anorganische Spurenanalytik an der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung und Herrn Dr. Ahmed H. El-Khatib für die praktische Durchführung im Labor sowie Auswertung der Messergebnisse.
Disclaimer
Diese Studie wurde im Rahmen einer von AHF analysentechnik beauftragten Untersuchung an der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung, Berlin durchgeführt.